Das Genius Patent by Bernhard Regenfelder

Autor:Bernhard Regenfelder
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-902784-79-7
Herausgeber: Verlag federfrei
veröffentlicht: 2013-03-06T16:00:00+00:00

Gegenwart. New York.

Drei Stunden nach ihrem Videotelefonat mit Velimir waren sie mit der Limousine in die Tiefgarage des Ramada Plaza Hotels eingebogen, was sich angesichts der Länge des Wagens als kompliziertes Unterfangen herausstellte. Der Fahrer, von dem sie bisher nur die Augenpartie aus dem Rückspiegel kannten, hatte dies jedoch gekonnt gemeistert.

Das unweit vom Jacob K. Javits Convention Center und der Penn Station an einer Kreuzung gelegene alte Hotel in Midtown Manhattan hatte vier Sterne und war stets beliebter Treffpunkt unterschiedlichster New-York-Besucher aus aller Herren Länder. Gemeinsam mit dem Mann stiegen Nico und Tina aus. Der Fahrer blieb im Wagen.

Es war bereits alles veranlasst. Direkt von der Tiefgarage aus gelangten sie nach oben, ohne dass sie zur Rezeption mussten, und nachdem sie endlos mit dem Personalaufzug hinaufgefahren waren, standen Nico und Tina nun in dem für sie vorgesehenen Raum mit einem Doppelbett. Queensize.

Die Wände waren in einem leichten Gelbton gehalten, der mit dem hellbeigen Teppich, dessen dunkelbraune Muster weitere Akzente setzten, abgestimmt schien. Eine goldene Krempe säumte rundherum das Doppelbett, die mit den goldenen kleinen Kissen korrespondierte, die als Blickfang dienen sollten. Die gehobene, überaus biedere Einrichtung war so gar nicht nach Nicos Geschmack, der sich leicht irritiert umblickte.

»Wir haben unsere Leute im Hotel postiert – die passen auf Sie auf! Keine Angst – hier sind Sie sicher«, erklärte der Mann, der seinen Sonnenhut bisher nur einmal, in Belgrad, abgenommen hatte.

Nico sah zu ihm: »Sie haben das bisher alles geplant, nicht wahr?«

Der Mann lächelte wie schon so oft zuvor mit dieser leicht überheblichen Art, als er antwortete:

»Es ist bisher so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben …«

»Woher wussten Sie von meiner …«, Nico suchte nach dem passenden Wort, »… Abstammung?«

»Wir haben unsere Quellen … aber wir mussten rasch reagieren.«

Sein Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, als er anmerkte: »Auch wenn bisher alles nach unseren Vorstellungen gelaufen ist, hatten wir auch großes Glück …«

Nachdenklich trat er zum Fenster: »Wir riskieren hier unser Leben für Sie, Mr. Rims – ich hoffe, das ist ihnen bewusst!«

»Und was gewinnen SIE dabei?«, hakte Nico unbeeindruckt nach.

»Hier geht es nicht um mich oder um Sie, Mr. Rims …«, antwortete er ruhig.

»Es geht darum, in welche Richtung die Welt sich verändern wird. Entweder wird diese Technologie für Krieg und Zerstörung verwendet – und das wird sie, wenn sie in die falschen Hände gerät – oder sie führt uns in ein neues Zeitalter der Menschheit«, führte er bedeutungsvoll aus.

»Wir würden die geltenden Systeme zum Einsturz bringen und aus einem neuen Bewusstsein heraus eine bessere Welt schaffen, in der Wohlstand nicht von der Gunst einiger weniger abhängig ist.«

»Sind Sie Esoteriker?«, konnte Nico sich die Frage an den Mann nicht verkneifen, nachdem er dessen Ausführungen aufmerksam gefolgt war.

»Ich bin Realist!«, antwortete der Mann bestimmt. »Sehen Sie sich um, Mr. Rims! Korruption auf allen Ebenen, Börsenspekulationen auf Hunger, arbeitslose Generationen, Nahrungsmittel als Treibstoff oder horrende Feinstaubwerte in allen Städten, die man den Menschen als unbedenklich verkauft«, zählte er einige Beispiele auf, ehe er die Frage stellte: »Wie lange glauben Sie, wird das noch so gehen?«

»Aber diese Technologie hat auch ihre Schattenseiten«, entgegnete Nico.

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